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  • Stephanie-Th. Schweiger-Rintelen

Über das Raunzen


Ich erlebe immer wieder, wie Menschen sich über andere, deren Verhaltensweisen, Entscheidungen aber auch über Umstände, Abläufe oder Hierarchien aufregen. Oft beklagen sie sich dabei über Dinge, die entweder soweit in ihrem Einflussbereich liegen, dass sie mit ein paar klaren Worten an jene Person, die Auslöser des Ärgers ist, aus der Welt zu schaffen wären oder - und auch das kommt häufig vor - es betrifft sie nicht einmal unmittelbar.

Dazwischen gibt es Grauzonen. Und fallweise natürlich ärgerliche Momente oder Umstände, die schon mal Anlass geben können, sich ein wenig zu echauffieren.

Ich wundere mich aber am meisten über die Zeit und Energie, die Menschen darauf verwenden, sich ausgiebig über Verhaltensweisen oder Umstände zu beschweren, die mit ihnen gar nichts zu tun haben.

Vielleicht fühlen sich sich zum Teil stellvertretend als Mit-Opfer? So zum Beispiel hörte ich gestern, wie sich mehrere Menschen über Vorgesetzte aufregten, deren Kaffee oder Mittagessen von Mitarbeitern serviert werden. Jedoch nicht von den sich beklagenden Personen, wohlgemerkt. Oder dass sehr viel Kraft in fiktive "Also, wenn es soweit kommt, dann-Situationen" investiert und die Situation förmlich bereits gefühlt und erlebt wird, obwohl es sich um eine potenzielle Möglichkeit in der Zukunft handelt, die keineswegs so eintreffen muss.

Ich frage mich, worin die Anziehungskraft solcher Gespräche liegt. Meist findet der Beschwerdeführer rasch ein willfähriges Gegenüber, das in sein Klagelied einstimmt oder gleich eine ganze Gruppe von Zuhörern. Ja, es fühlt sich gut an, Bestätigung zu erhalten, sich mit anderen zu solidarisieren. Aber warum sich dem kollektiven Opfertum hingeben, anstatt gemeinsame Lösungen anzustreben?

Häufig würden faire Vieraugengespräche mit einer Kollegin, dem Chef, der Chefin, Familienmitgliedern oder Freunden viel bewirken. Manchmal könnte eine Gruppe von mehreren Gleichgesinnten eine Idee, einen Änderungsvorschlag erarbeiten und somit ganz real, zB die Arbeitsbedingungen für das gesamte Team verbessern.

Das Raunzen, Jammern, Ratschen kommt mir vor, wie ein ansteckendes Virus. Es macht alle krank und meist bedarf es eines von außen eingebrachten Heilverfahrens durch neue Denkansätze und Perspektiven, um alle wieder zu ihrer vollen Stärke zurück finden zu lassen. Eine gute Immunisierung dagegen könnte aus meiner Sicht sein, sich bei auftauchenden Widerständen stets die Frage zu stellen: Betrifft es mich unmittelbar? Kann ich es ändern? Wenn ja, wann und durch welche Maßnahmen? Und wenn ich es nicht ändern kann: kann ich damit leben?

Ich erkläre diesen Blog hier zur Raunzfreizone. Ich lade euch gleich mal herzlich ein, mir direkt Feedback zu geben und wir lassen unbetroffene Dritte außen vor...

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