Carl Gustav Jung prägte den Begriff des "Schattens" und meinte damit sämtliche unbewussten Anteile unseres Ichs - die individuellen wie auch die kollektiven.
Ein Schatten entsteht, wenn einer unserer Charakterzüge, eine Neigung oder Verhaltensweise in der Umwelt Ablehnung erfährt und der dadurch entstehende Schmerz zum Verdrängen des Persönlichkeitsanteils führt. Im Schatten finden sich daher abgelehnte und abgespaltene Erfahrungen, unerwünschte Triebe, Fixierungen und Programmierungen, frühkindliche Prägungen und nicht gelebte Persönlichkeitsanteile wieder. Auch viele unserer Qualitäten fristen ihr Dasein im Schatten. Resumée: Unser Schatten ist eine wahre Fundgrube an Talenten. Vorausgesetzt, wir sehen mal rein. Aber genau das versuchten wir ja ursprünglich zu vermeiden....
In seiner unerlösten Form führt der Schatten zu Blockaden. Wir sind nicht "ganz", die Energie kann nicht frei fließen. Und noch schlimmer: Die Unterdrückung von Gefühlen und Persönlichkeitsanteilen führt zu Angst und Aggression. Hie und da "explodieren" wir vielleicht und etwas Druck entweicht.
Zur Heilung braucht es aber ein Zulassen der gefürchteten Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, Kleinheit, Trauer und Wut. Also kurzum, ein Annehmen dessen, was wir ursprünglich zu verdrängen versucht hatten.
Und dann stellt sich noch die Frage, wie wir unserem Schatten auf die Spur kommen? Am besten indem wir unsere üblichen Vermeidungsstrategien bewusst durchkreuzen und das nächste Mal dran bleiben, wenn's richtig weh tut oder sich ungut anfühlt. Denn dort sind die "Schätze" vergraben. Aber auch wenn wir uns "nur" ärgern, beleidigt sind, innere Unruhe verspüren oder etwas ständig wiederkäuen und nicht loslassen können, sind das eindeutige Indizien, dass wir dem Schatten auf die Schliche gekommen sind.