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  • Stephanie-Th. Schweiger-Rintelen

Rollenbilder


Immer wieder begegnen mir Menschen, die sich von Erwartungshaltungen an sich fremdbestimmt fühlen. Ich möchte hier ein bisschen Ursachenforschung betreiben.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich in unserem Kulturkreis gesellschaftlich mehr Grundlegendes verändert, als die Jahrhunderte zuvor. Zahlreiche bis vor kurzem scheinbar in Stein gemeißelte Eckpfeiler der christlich-sozialen Werte wurden inzwischen von neuen Konzepten abgelöst. Lebensgemeinschaften ohne Trauschein, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Patchworkfamilien, Alleinerziehende oder Konfessionslosigkeit gehören heute zum gesellschaftlichen Alltag.

Und doch leben wir uns in vielen Bereichen noch lange nicht selbst. Es scheint als ob die Veränderungen der Strukturen die Grundlage bildeten, um dem nächsten Schritt, dem zu uns selbst, den Boden zu bereiten. Dem Schritt, in dem wir authentische Frauen und Männer werden. Die sich über ihre Gaben, Vorlieben und ihr Herz definieren, anstatt über vorgegebene Rollenbilder.

Das wird vielleicht für die heutigen Kinder und kommenden Generationen immer leichter werden, da sie nicht bereits im Kleinkindalter einem Rollenbild unterworfen werden, wie das über Generationen geschehen ist. Erziehung bedeutete lange Zeit in erster Linie, den Kleinen Gehorsam einzutrichtern. Sprüche wie "Kinder soll man sehen, nicht hören." "Ein echter Indianer kennt keinen Schmerz." "Ein anständiges Mädchen tut sowas nicht." etc. sprechen ihre eigene Sprache. Es interessierte nicht, wie ein Kind fühlte, welche Persönlichkeit in einem Kind steckte, wo seine wahren Gaben lagen, nicht einmal seine Ausbildung und seine Berufswahl überließ man ihm.

Weder Großeltern, noch Eltern waren authentische Frauen und Männer. Sie wären großteils gar nicht auf die Idee gekommen, aus der ihnen gesellschaftlich zugewiesenen Rolle auszubrechen. Man lehnte sich seit den Sechziger Jahren kollektiv gegen Establishment oder Kapitalismus auf. Man sprach von Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und verwechselte dabei auch sehr Vieles aus meiner Sicht. Denn männlich zu denken und zu handeln hat wenig mit Gleichwürdigkeit oder auch gleichen Rechten zu tun.

Wir erleben jetzt eine Zeit, die viele Chancen birgt. Ich erlebe, wie viele junge Menschen eine große Klarheit ausstrahlen, wer sie sind und was ihnen gut tut. Davon können wir Älteren viel lernen. Denn ich glaube daran, dass sie sich viele Umwege ersparen werden, wenn sie schon in jungen Jahren ihre innere Stimme deutlich hören und nach ihr handeln.

Wir Erwachsenen können einstweilen mal damit beginnen, uns ganz genau im Spiegel zu betrachten. Wer sind denn dieser Mann, diese Frau, die uns da entgegen blicken? Wieviel davon ist er oder sie Pflichterfüller und Bekleider all jener Rollen, die ihm oder ihr von Gesellschaft, Vorgesetzten, Eltern, Geschwistern oder Partnern zugedacht wurden? Viel Spaß beim Forschen wünsch ich euch und frohe Weihnachten!


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