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  • Stephanie-Th. Schweiger-Rintelen

Die Ruhe inmitten des Sturms


Manchmal, wenn wir im Urlaub so richtig tiefenentspannt sind, wird uns bewusst, dass wir ein und dieselben Dinge, die uns im Alltag auf die Palme bringen würden, ganz gelassen hinnehmen. Fragt sich, warum das so ist?

Ich meine, weil wir "bei uns" bleiben. Im Urlaub machen wir genau das, was wir wollen. Wir sind gut drauf und ausgeruht, innerlich stabil und das gibt uns die Kraft, die so genannte "Contenance" zu bewahren. Nun begegnen wir im Alltag so und sovielen Situationen, die unseren Widerstand hervorrufen. Über den Tag, die Woche füllt sich das sprichwörtliche Fass, bis es dann im Freitagabendverkehr, beim Wochenendeinkauf oder einer Begegnung in der Familie überläuft und wir völlig "außer uns" geraten.

Was passiert dann mit uns? Meist kommen wir in Rage, suchen den "Fehler" bei jemand anderem oder einer Situation und vergessen dabei völlig, dass es unser persönlicher "Cocktail" an Eindrücken der letzten Zeit war, der zum Eklat geführt hat.

Selten führt diese Stimmung zu lösungsorientierten Gesprächen oder Überlegungen. Je nach Gemüt schimpfen wir stattdessen vor uns hin oder direkt in jemandes Gesicht oder beklagen eine (zum jeweiligen Zeitpunkt) unabänderliche Situation. Meistens fühlen wir uns danach erschöpft, müde und zeitweise plagt uns auch noch das Gewissen, wenn wir uns im Ton vergriffen haben. Darauf folgt häufig die Rechtfertigungsphase in wir uns selbst erklären, warum wir gar nicht anders konnten, als über zu reagieren.

Wir leben in einer Zeit der Herausforderungen. Berufsalltag, Verkehr und viele andere Situationen, mit denen wir täglich konfrontiert werden, sind sehr schnellebig geworden. Von zahlreichen Seiten wirken Medien auf uns ein. Wir kommen kaum noch zur Ruhe. Es liegen viele Spannungen auf politischer wie gesellschaftlicher Ebene in der "Luft". Konfrontationen werden unverhohlener, viele zeigen ganz ungeschminkt, wo sie stehen und scheuen auch Konflikte nicht.

Leider läuft vieles an diesen Konflikten nicht auf einer Ebene der Gleichwürdigkeit ab und das führt zu verletzten Egos und Herzen auf allen Seiten.

Doch jeder von uns hat sekündlich, stündlich, täglich die Wahl, darauf einzusteigen und im Strom der "Reagierer" mitzuschwimmen oder achtsam und bewusst durchs Leben zu gehen.

Die Achtsamkeit beginnt nach meinem Empfinden bei uns selbst. Denn wer sich selbst missachtet kann kaum jemand anders achten. Wer sich selbst nicht respektiert, wird auch andere nicht respektieren können. Ein guter Anfang dafür erscheint mir, nicht ausschließlich automatisiert zu handeln, sondern in immer mehr Situationen bewusst zu entscheiden, was man im Augenblick will, was man wirklich ohne weiteres ändern und gestalten kann und was (kurz-/mittelfristig) nicht zu ändern ist oder überhaupt und dauerhaft nicht im eigenen Einflussbereich liegt.

Dem Ersteren empfehle ich dringend, Folge zu leisten, weil es auf Dauer zu mehr Zufriedenheit im Leben führt. Für Zweiteres erscheint mir sinnvoll, sich einen Plan zu überlegen, um die Situation künftig zu verbessern und Letzteres kann man beruhigt sein lassen, wie es ist, wenn man es ohnehin nicht ändern kann.

Ich denke, dass uns das auf lange Sicht in unsere Kraft bringt und wir umso handlungsfähiger und bewusster werden. Und vielleicht sogar im Alltag kleine Inseln der Erholung für uns entdecken können und es uns mehr und mehr gelingt, "bei uns" zu bleiben statt "außer uns" zu geraten.


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