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Stephanie-Th. Schweiger-Rintelen

Die Rauhnächte


Mit der heutigen Wintersonnwende hat die Zeit der Dunkelheit ihren Zenit erreicht und das Licht wird wiedergeboren. Diese Zeit stellt für mich eine Art Nullpunkt dar. Ähnlich der Pause zwischen Ein- und Ausatmung. Eine Zeit der Einkehr, des Innehaltens. Unser inneres Licht soll uns dabei den Weg leuchten. Der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres läuten für mich die Rauhnächte ein.

In unseren Breitengraden haben sich im Laufe der Zeit unterschiedlichste Zähl-weisen für die magischen 12 Nächte zwischen den Jahren, die sich durch die Differenz zwischen Mond- und Sonnenkalender ergeben, entwickelt. Wann ihr zu zählen beginnt, ist somit Geschmackssache. Ich beginne am 21.12. und zähle bis zum 5.1. (Nacht auf den 6.), wobei ich Sonn- und Feiertage ausnehme, aber den 24.12. und 31.12. mitzähle.

Für mich sind die Rauhnächte eine magische Zeit. Es gibt zahlreiche Rauhnachts-rituale. Und eben so viele Mythen und Geschichten um diese einzigartige Zeit. Die "Schleier" zur "Anderswelt" sollen dieser Tage besonders durchlässig sein. Angeblich können Menschen in diesen Nächten die Sprache der Tiere verstehen. Odins wilde Jagd soll durch das Dunkel der Nacht toben und sich folglich in Acht nehmen, wer sich nachts draußen herum treibt. In vor dem Haus hängender Wäsche könnten sich nachts Geister verfangen und im neuen Jahr Unheil über das Haus bringen. In den Rauhnächten wird vielerorts orakelt und gedeutet.

Seit altersher wird dabei viel geräuchert, um einerseits das Haus von alten Energien zu reinigen und es andererseits zu schützen. Die einzelnen Nächte stehen für die 12 Monate des folgenden Jahres. Manche ziehen Karten, andere deuten ihre Träume und/ oder führen ein "Rauhnachtstagebuch", um die Erlebnisse, Gedanken und Gefühle festzuhalten und im neuen Jahr nachschlagen zu können, was sich in den Rauhnächten bereits ankündigte.

Ich räuchere ab dem 21.12 allabendlich mit weißem Salbei, Eisenkraut, Wachholder und Beifuß. Manchmal mit Weihrauch oder Myrrhe und Mistelholz. Ich meditiere meist abends und reflektiere vor dem Einschlafen mein vergangenes Jahr. Wo stehe ich? Was ist mir begegnet? Womit ging es mir gut, womit weniger? Was ist in der Liebe, was noch nicht? Wie steht es um meine Beziehungen? Zu mir selbst, zu meinen Nächsten, zur Welt? Worauf möchte ich im neuen Jahr mein Augenmerk legen? Was soll bleiben und darf wachsen? Was darf gehen?

Zu Beginn der Rauhnächte schreibe ich 13 Wünsche für das kommende Jahr auf kleine Zettel. Ich falte sie zusammen und verbrenne in jeder Rauhnacht einen, ohne ihn davor noch einmal zu lesen. Die Legende besagt, dass sich die ersten 12 Wünsche wie durch Zauberhand erfüllen. Der übrig bleibende 13. Wunsch sei jener, um dessen Erfüllung wir uns im neuen Jahr nach Kräften selbst zu kümmern haben.

Wofür auch immer ihr euch entscheidet: Es gibt kein Richtig oder falsch. Es sollte nur für euch stimmig sein. Wesentlich ist nach meinem Gefühl, sich bewusst zu machen, dass diese Zeit zwischen der Zeit eine ganz spezielle Magie hat. Dass es ratsam wäre, ein wenig in die Stille zu gehen, Körper und Geist zur Ruhe kommen zu lassen, Inventur zu machen und sich achtsam auf das Kommende vorzubereiten. Und das ist Herausforderung genug in unserer schnelllebigen, konsumorientierten Zeit.

Ich wünsche euch wunderbare, magische Rauhnächte!


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